Mit Ghost of Yōtei entführt euch Sucker Punch in eine weitläufige und atemberaubende Version von Ezo, in der ihr als Atsu auf Rachefeldzug geht. Ob es sich lohnt, verraten wir euch in unserem Test.
Mit Ghost of Yōtei entführt euch Sucker Punch in eine weitläufige und atemberaubende Version von Ezo, in der ihr als Atsu auf Rachefeldzug geht. Ob es sich lohnt, verraten wir euch in unserem Test.
Nach dem tragischen Verlust ihrer Familie an die berüchtigten Yōtei Six begibt sich Atsu auf einen alles verzehrenden Pfad der Rache. Noch als Kind gelingt ihr die Flucht aus Ezo; sie wird zur Söldnerin und Auftragskillerin, kehrt jedoch erst sechzehn Jahre später zurück - in ein Ezo, das sich stark verändert hat.

Es gibt sehr schön gestaltete Gegenden im Spiel
Die Yōtei Six haben nun erheblichen Einfluss in der Region und stehen in offenem Konflikt mit dem Clan Matsumae. Atsu muss nicht nur ihre persönliche Mission der Vergeltung verfolgen, sondern sich auch durch die komplexe politische Landschaft eines Landes kämpfen, das vom Krieg gezeichnet ist.
Die Geschichte folgt bekannten erzählerischen Mustern, nutzt jedoch klassische Twists und Wendungen auf eine so gekonnte Weise, dass man als Spieler*in von Anfang bis Ende gefesselt wird.
Atsu überzeugt als Hauptfigur mit viel Tiefe: Von ernster Jägerin zu verletzlicher, aber humorvoller Persönlichkeit - ihre Entwicklung sorgt für emotionale Momente, die euch wirklich in die Welt ziehen. Sie zeigt sowohl die Härte einer erfahrenen Kämpferin als auch verletzliche und humorvolle Seiten, eine Mischung, die sie sofort sympathisch und lebendig macht.

In Rückblicken spielt ihr Atsu als Kind
Das Kampfsystem von Ghost of Yōtei übertrifft das seines Vorgängers Ghost of Tsushima deutlich. Die Handlung spielt einige hundert Jahre nach Jins Geschichte, wodurch erstmals Schusswaffen ihren Weg nach Japan gefunden haben. Atsu beginnt zwar mit einem Katana, hat im Laufe des Spiels jedoch Zugriff auf insgesamt fünf Hauptnahkampfwaffen: Dual-Katanas, Yari-Speer, Odachi und Kusarigama. Jede Waffe muss zunächst bei Meister*innen in ganz Ezo erlernt werden, bevor sie effektiv eingesetzt werden kann.

Manchmal bekommt man ein Déjà vu
Die verschiedenen Gebiete Ezos bringen unterschiedliche Gegner mit jeweils eigenen Waffen und Kampftechniken hervor. Zwar kann jede Waffe gegen alle Gegner genutzt werden, bestimmte Kombinationen sind jedoch besonders effektiv. So eignet sich das Katana stets hervorragend gegen Gegner mit Katana, während der Yari ideal ist, um die Verteidigung von Gegnern mit Doppelwaffen zu durchbrechen. In brenzligen Situationen ist schnelles Umschalten zwischen Waffen entscheidend, um die drängendsten Bedrohungen zu neutralisieren. Wer Abstand gewinnen möchte, kann auf Bogen oder Gewehr zurückgreifen, während der Einsatz von Wurfwaffen wie Kunai, Rauch- oder Feuerbomben zusätzlichen taktischen Spielraum eröffnet.

Die Kämpfe sind gut inszeniert und machen Spaß
Besonders spannend: Standoffs kehren zurück, sodass man zunächst einzelne Gegner ausschalten kann, bevor man ins Getümmel springt. Alternativ ist auch ein heimliches Ausschalten möglich. Manche Feinde lassen Waffen fallen, die gegen andere genutzt werden können, und ein neu aufgebautes Band zu einem Wolf erlaubt taktische Unterstützung, indem dieser Gegner attackiert, sobald er in Kämpfen erscheint.
Mit zunehmendem Spielverlauf schaltet Atsu neue Fähigkeiten und Fertigkeiten frei. Diese lassen sich an sogenannten Altären der Reflexion verbessern, während gefundene Charms zusätzliche Boni im Kampf bieten und sich bei Nutzung weiterentwickeln.
Auch die Rüstung spielt eine wichtige Rolle: Verschiedene Sets bieten jeweils eigene Vor- und Nachteile. Einige erhöhen die Verteidigung, andere steigern den Nahkampfschaden, wieder andere sind speziell für kalte Regionen geeignet. So lohnt es sich, das Gear situativ anzupassen.
Neben Kampf und Ausrüstung laden die zahlreichen Nebenaktivitäten in Ezo zum Erkunden ein. Atsu kann Beziehungen zu Händlern, einem Kartografen oder dem Kopfgeldvermittler aufbauen, wodurch sich nicht nur neue Aufträge, sondern auch eigene Geschichten entfalten.

Neu: Die weißen Blumen beschleunigen das Reiten
Die Kopfgeldaufträge sind durchdacht umgesetzt: Entweder nimmt Atsu Aufgaben beim Kopfgeldvermittler an, oder sie stößt auf Bounties in freier Wildbahn. Manche Aufträge scheinen nach Erledigung abgeschlossen, verknüpfen sich jedoch später erneut mit der Hauptgeschichte.
Anders als Jin in Tsushima, der Haikus komponierte, kann Atsu malen und Musik auf ihrer Shamisen spielen. An ausgewiesenen Malpunkten zeichnet sie über das DualSense-Touchpad, während Musikkompositionen das Touchpad wie ein Griffbrett verwandeln. Auch Fuchsbauten und heiße Quellen sind zurück, wenn auch seltener. Erzählerische Elemente wie Legenden verstärken die mystische Atmosphäre Ezos und verleihen der Welt eine leicht andere Dimension.

Die Shamisen sind Musikinstrumente
Ezo beeindruckt durch seine Vielfalt: Grüne Ebenen, schneebedeckte Gipfel, dichte Wälder und blühende Kirschblütenwälder. Farbenfrohe, detailreiche Landschaften verschmelzen zu einer traumhaften, lebendigen Welt, die das Erkunden zu einem visuellen Vergnügen macht.
Die Interaktion mit den Ainu, den indigenen Bewohnern, bereichert die Geschichte: Atsu nimmt Aufträge für sie an, sammelt Artefakte und gewinnt tieferen Einblick in ihre Kultur. Das cineastische Design von Duellen und Schlachten, verbunden mit der natürlichen Schönheit der Welt, erinnert oft an klassische Samurai-Filme.
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Die Spielwelt ist voll mit sinnvollen Nebenaufgaben: Malen, Shamisen spielen, Glücksspiel, Bounty-Hunting und das Erkunden von Wolfshöhlen füllen die Karte mit Leben und Interaktion. Besonders hervorzuheben ist die Beziehung zu einem Wolf, der als Begleiter in Kämpfen dient, wenn Atsu zuvor seine Freunde aus Gefangenschaft befreit hat.
Ein weiteres Highlight: Die legendären Kämpfer von Takezo. Atsu begegnet ihnen in cineastisch inszenierten Duellen, die nach und nach die Rückkehr des legendären Samurai vorbereiten. Das Kampfsystem wird durch diese Begegnungen weiter verfeinert und sorgt für taktische Tiefe.
Die narrative Struktur beginnt mit einem klassischen Racheplot, entfaltet sich jedoch durch Pacing und Charakterentwicklung außergewöhnlich intensiv. Jede Begegnung mit den Yōtei Six beleuchtet sowohl deren Rolle im Schicksal von Atsus Familie als auch ihre eigenen Persönlichkeiten. Stück für Stück fügt sich das Puzzle zusammen, wobei die Story weit über das hinausgeht, was Ghost of Tsushima zu bieten hatte.
Die cineastische Präsentation trägt erheblich zum Erlebnis bei: Cutscenes in Cinemascope, Schwarz-Weiß-Filter à la Kurosawa, Horrorfilter im Stil von Takashi Miike oder lo-fi-beat-Varianten von Shinichiro Watanabe machen jede Szene zu einem einzigartigen Erlebnis. Große Schlachten, wie die Kämpfe des Clan Matsumae gegen Lord Saito, vermitteln echte Kriegsatmosphäre - dynamisch, chaotisch und cineastisch zugleich.
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Yui hat Verwandtschaft in Japan und ist deshalb dem Land sehr verbunden. Sie findet die Story ist glaubhaft umgesetzt und mit Liebe zum Detail gemacht. Ghost of Yotei ist ein würdiger Nachfolger, auch wenn vieles ähnlich ist - das ist aber nicht negativ gemeint, sondern fühlt sich in ihren Augen eher heimisch an. Wer Ghost of Tsushima mochte, wird Atsus Geschichte lieben. |
Auf der PS5 läuft das Spiel nahezu ruckelfrei. Gelegentliche Artefakte in der Ferne trüben kaum die beeindruckende Grafik. Die japanische Sprachausgabe ist hervorragend, mit authentischer Betonung, während die wenigen unnatürlich wirkenden Dialogpassagen kaum ins Gewicht fallen.
Kleinere technische Probleme treten gelegentlich auf: Feinde, die trotz Terror-Effekten nicht angreifen, ein paar knifflige Rätsel oder minimale Interaktionsprobleme mit Charakteren. Insgesamt beeinträchtigen diese Punkte jedoch kaum den Spielfluss über mehr als 30 Stunden Spielzeit.
Ghost of Yōtei ist nicht nur eine würdige Fortsetzung von Ghost of Tsushima, sondern übertrifft viele Aspekte des Originals. Die Kombination aus epischer Story, cineastischer Inszenierung, strategischem Kampf, detailreicher Welt und abwechslungsreichen Nebenaufgaben macht es zu einem herausragenden Action-Adventure. Lediglich kleinere KI- und Interaktionsprobleme trüben das Bild kaum.
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